26.3.12

Ü50/1 gewinnt in Lichtenberg

Trööt-trööt, trööt-trööt, trööt-trööt – ratlos sahen wir uns in der Kabine nach dem Spiel gegen den Tabellendritten aus Lichtenberg an. Hecki kramte aus seiner Tasche ein YSL-Etui heraus und entnahm ein silbernes iPad neuester Bauart. Trööt-Trööt – Ändy war auf die Knie gefallen, Tränen liefen über sein Gesicht. Warte nur, dachte ich, spätestens in dreißig Jahren wirst Du Steve in der Hölle wiedersehen.
Hecki setzte sich eine Brille auf und machte ein wichtiges Gesicht. "Hallo Bernd", hörten wir ihn sagen, "... wie das Spiel ausgegangen ist? – 1:4". Betretenes Schweigen am anderen Ende der Leitung, "Ach so, 1:4. Wer hat denn das Ehrentor geschossen?". Grimmi hatte nämlich nicht mitgespielt, Golfspielen war ihm wichtiger. Hecki antwortete: "Ich weiß es nicht genau – ich glaube es war der Sechser. Aber unsere Tore haben Andi Hä., Karsten M., Dietmar und nochmal Karsten geschossen. Hallo Bernd – Hallo!?"
Grimmi hatte aufgelegt – verwirrt oder veräppelt oder warum auch immer. Aber nach zwei Minuten hatte er sich wieder gefangen. Trööt-Trööt erklang das Telefon wieder. Ändy fiel wieder auf die Knie. Hecki erklärte: "Lichtenberg gegen BSC 1:4. Das heißt Lichtenberg: ein Tor, BSC: vier Tore. Wir haben beim Tabellendritten 4:1 gewonnen!" Grimmi verlangte nach einem anderen Gesprächspartner. Dietmar ging mit dem Telefon aus der Kabine und kam nach fünf Minuten zurück. "Ich habe es ihm erklärt“ sagte er.
Arne hatte vor dem Spiel noch mächtig gekurbelt, um überhaupt eine Mannschaft zusammenzukriegen. Hecki machte am Spieltag den Trainer, zwar etwas unorthodox aber – bis auf eine Schwäche am Ende – alles richtig.

Vor dem Spiel packte er uns in der Kabine an der Ehre: "Für uns gibt es heute nichts zu holen. Lichtenberg ist Dritter, wir Fünfter. Das Hinspiel haben wir 1:5 verloren und wir haben eine Sch...wache Mannschaft. Unser sog. Torwart (Hans Sch.) kann überhaupt nicht halten; Ändy He. ist altersschwach und lebt in der Vergangenheit; Andi Hä. läuft wie ein Duracell-Hase dem Spiel und den Gegnern hinterher, Klaus Sch. habe ich hier noch nie gesehen aber ich habe viel von Querpässen in der Abwehr gehört – außerdem sagt man, dass er kein Deutsch spricht. Frank Mö. kann am Ball alles außer abgeben und Tore schießen, Dietmar hat überhaupt keine Kleinfelderfahrung und noch nicht mal ein eigenes Trikot und Karsten M. wird wieder nicht wissen, wohin mit dem Ball. Ich habe meiner Frau eine Niederlage angekündigt. Unser einziger Vorteil ist, dass der fußlahme Grobmotoriker Grimmi, der Überall-und-Nirgends-Stephan, Hackinho Knop und Rolli nicht da sind. - Macht was draus!!"
Es kam aber noch ein weiterer Vorteil hinzu: Die Lichtenberger hatten gar keinen Einwechselspieler. In den ersten Minuten ließen sie bei einigen gefährlichen Angriffen ihr Können aufblitzen, kamen aber nicht zum Abschluss. Wir spielten wie gegen Wilhelmsruh wieder am oberen Limit. Wir dominierten das Mittelfeld und bestimmten das Spiel. Unsere Abwehr spielte praktisch fehlerfrei, ließ kaum eine Torchance zu und die Lichtenberger suchten ihr Heil in langen Bällen. Und wenn davon einer durchkam, war er eine willkommene Beute für den Torwart. In der zehnten Minute wurde unser gutes Spiel erstmals belohnt, als Andi Hä. im Strafraum angespielt wurde und den Torwart aus fünf Metern überwinden konnte. Zehn Minuten später erhöhte Karsten auf 2:0, und kurz darauf spielte sich Dietmar an der linken Seite durch. Frank bot sich am Fünfmeterraum an, wodurch die Abwehr auseinandergezogen wurde und Dietmar eine Lücke im kurzen Eck zum 3:0 nutzen konnte.
Nach der Pause ließen wir es etwas ruhiger angehen. Einige quatschten und scherzten mit den Gegenspielern und ein Lichtenberger kam plötzlich an der Strafraumgrenze frei zum Schuss - aber gehalten. Aber kurz drauf semmelten wir im Mittelfeld dreimal über den Ball und der besagte Sechser von Lichtenberg lief frei auf mich zu, guckte mein Standbein aus und schob den Ball neben diesem aus kurzer Distanz zum 1:3 ins Tor. Aber die Ü50/1 wird durch Gegentore erst richtig wach und postwendend spielt sich Hecki auf der rechten Seite durch. Er bleibt stehen, peilt die Lage und wir fragen uns, ob er aus dem Stand mit der Pieke aufs Tor schießen wird und ob es danach Abschlag oder Einwurf geben wird. Aber nichts dergleichen: aus dem Stand lupft er den Ball auf den am 9-Meter-Punkt frei stehenden Karsten, der keine Mühe hat, sein zweites Tor zum 4:1-Endstand zu markieren.
Trotz umgebauter Mannschaft also wieder eine starke Leistung der Ü50/1. Nur in Sachen Biertrinken nach dem Spiel lief es nicht optimal: weder gab es Getränke in der Kabine noch suchten wir den Lichtenberger Biergarten auf.
Hans Sch.

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