14.4.12

Ü 50 / 1: Glück für Hertha


Es gibt Spiele, nach denen man hoch zufrieden ist, obwohl man Punkte verschenkt hat. Nachdem wir uns in den letzten Spielen für die Hinspielklatschen gegen den aktuellen Tabellenzweiten und Tabellenvierten erfolgreich revanchiert hatten, ging es nun darum, die 0:5-Scharte gegen den Tabellendritten auszuwetzen. Die Zweite von Hertha BSC hatte uns dermaßen deklassiert, dass unsere Mannschaftsleitung uns seinerzeit die Verbandsligareife abgesprochen hat(te).

Packen wir´s?“ fragte ich Stephan vor dem Spiel – „Ich glaube: ja“ war die klare Ansage.

Hertha war in gleicher Besetzung wie im Hinspiel angetreten, also mit den schnellen Außenleuten und dem überragenden Libero. Auch Hertha schien von unserer fast lupenreinen Rückrundenbilanz Kenntnis zu haben und so begannen beide Mannschaften vorsichtig. Aber spätestens als uns nach gut fünf Minuten in der Abwehr ein Quer- oder Rückpass völlig verunglückte und der blauweiße Mittelstürmer auch im dritten Versuch nicht einlochen konnte, war uns klar, dass die Herthaner auch nur mit Wasser kochen.

Dass kurze Zeit später der Fünfer von Hertha an der Strafraumgrenze frei zum Schuss kam und der Mittelstürmer zwei Meter vor dem Tor den Ball mit dem Kopf noch ins rechte Toreck abfälschen konnte, setzte bei uns wie in den vergangenen Spielen Kräfte frei. Ganz prima wieder unser Spielaufbau aus der Abwehr und Didi war im zentralen Mittelfeld Ballsicherheit und genialer Passgeber in einer Person. Hendrik und Stephan sorgten über Außen für Gefahr, ebenso Hecki mit seinen Vorstößen aus der Abwehr.

Der Ausgleich war eine Frage der Zeit und zeigte, wie gut wir aufeinander eingespielt sind: Hecki hatte sich wieder in den Angriff eingemischt und wollte an der Strafraumgrenze einen Abpraller verwerten. Von hinten kam Stephan angeflogen und brüllte „Leo“. Man sah, wie bei Hecki die Zahnräder drehten und nach 0,2 Sekunden gab die Freund-Feind-Kennung Freigabe. Er zog seinen Fuß zurück und Stephan konnte per Flachschuss zum 1:1 verwandeln.

Das schmeckte den Herthanern natürlich nicht und sie erhöhten den Druck. Aber die langen Bälle konnte ich ablaufen, die Fernschüsse waren haltbar und unsere Abwehr mit Grimmi, Hecki, Ändy und Esti spielte wieder bärenstark, so dass die Herthaner nicht in unseren Strafraum gelangten. Die Angriffsversuche des langen Liberos unterband Frank M. mit seiner bisher besten Saisonleistung.

Auch unser 2:1 in der 20 Minute war eine tolle Teamleistung. Als Torwart hast Du ja zwei Probleme, erstens sollst Du die Bälle halten und wenn Du mal einen gehalten hast, dann kommt Problem zwei, nämlich: wohin mit dem Ball. So lag ich mit dem Ball am Boden und suchte im Aufstehen eine Anspielstation, was in dieser Phase gar nicht so einfach war. Doch mein Blick traf den von dem vor dem Mittelkreis freistehenden Didi. Es war so eine Blickverbindung, die den Ball wie auf einer Schiene führt. Hinzu kam, dass Hecki den Braten gerochen hatte und aus dem eigenen Strafraum nach vorn spurtete. Ein kurzes Nicken von Didi, ein schneller Abwurf, Didi nahm den Ball an und einen Gegenspieler aus, verzögerte noch ein klein wenig um dann den tödlichen Pass zu Hecki zu spielen, der den Ball flach am Torwart vorbei einschieben konnte.

In der Pause hatte Grimmi fast nichts zu kritisieren, außer dass wir in unserem Abwehrverhalten gelegentlich etwas zu langsam schalteten, so dass die Herthaner im Mittelfeld immer freie Anspielstationen hatten.

In Halbzeit zwei wollte Hertha noch stürmischer angreifen und überzog dabei. Unsere Abwehr hielt weiterhin stand und Hertha gab uns Raum für gefährliche Konter. Wir hatten das Spiel im Griff und erspielten uns Chance auf Chance. Warum und wie wir mindesten fünf Riesen vergeben haben, lässt sich aus Torwartperspektive nur erahnen und manche von uns werden eine unruhige Nacht verbracht haben.

Zum Spielende schaltete sich der lange Libero in die Angriffe ein. Aber auch er blieb wirkungslos – bis zur Schlussminute. Wir hatten erneut einen Angriff abgefangen und der Libero blieb frustriert im Strafraum stehen. Aber ein Mitspieler, der hier nicht namentlich erwähnt wird, weil er das Apres-Spiel-Tannenzäpfle mitgebracht hatte, leistete sich ein etwas ungenaues Abspiel. Der Herthaner Abwehrspieler schlägt den Ball auf den im Strafraum mutterseelenallein und unübersehbar wartenden Libero. Gekonnt nimmt der den Ball an und knallt ihn zu dem für Hertha überaus glücklichen 2:2 Endstand ins Netz – schade.

Dennoch tat das unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Kein Licht in der Kabine, Heiß-Kalt-Duschen ohne Abfluss und ein gepflegtes Kabinenbier mit anschließendem Besuch bei Carsten gaben uns das im Winter so vermisste Heimatgefühl zurück. Und auch Uwe S. lauschte im Casino mit leuchtenden Augen unseren Erzählungen und wartet nun sehnsüchtig auf seinen fünfzigsten Geburtstag.

Hans Sch.

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