Unschuldig und
unberührt, rätselhaft wie immer, lag sie da – wie Sophia Loren in „Es begann in
Neapel“. Der Kaffee lief gerade durch, die Morgenzigarette lag bereit. Ich
legte sie auf den Küchentisch und widmete mich dem Sport. Nach Umfragen gehen
so über 60 % der männlichen Zeitungsleser vor.
Sport, Politik, Wirtschaft und zum Schluss
das Feuilleton. Die Berliner Zeitung hat sogar noch eine Unterteilung, die
Seite Lokalsport. Diesmal ein Artikel über die Ü70 vom „BSV Eintracht Mahlsdorf
e.V.“ (www.berliner-zeitung.de).
Platz Am Rosenhag (Website: https://bsv-eintracht-mahlsdorf.de). Kennen wir.
Zuletzt verloren.
Gerhard Orbanke
(78), der auch schon die Ü50 und später die Ü60 des ehemaligen
Arbeitersportvereins gegründet und betreut hat, kümmert sich jetzt um die 15,
20 (!) Spieler der Ü70. Sozusagen der Ebi von Mahlsdorf. Der Kaffee war
durchgelaufen. Ich las weiter: Im Team stehen auch drei über 80-Jährige. Es
geht zu, wie bei allen Fußballmannschaften: „…es
wird gerannt und gegrätscht (!!), gelobt, geflucht und gejammert…“. Mit
„Wie ein Stern“, „Looky, Looky“ oder „Gold in deinen Augen“ wurde der
prominenteste Mitspieler berühmt: Frank Schöbel (77), der vor zwanzig Jahren
von Orbanke angeworben wurde. „Ich spiele
nicht besonders gut, aber gerne.“ Ich kenne die Titel nicht, höre wenig
Musik in der letzten Zeit. Und diese Selbsteinschätzung kenne ich aus dem
BSC-Bereich auch nur selten.
In acht Vereinen
gibt es lt. der Berliner Zeitung Mannschaften jenseits der 70. “Wir hätten schon gerne eine eigene Liga!“
sagt Orbanke. Schöbel auch. Rainer Nowak (Alter nicht angegeben) vom BFV ist
zuständig: „Wir bräuchten mindestens 10
bis 12 Mannschaften. In zwei bis drei Jahren ist die Zeit reif für eine Ü70.“
Hört sich nach einem BER-Projekt an. Auch Orbanke sieht das anders. Er will sie
schon ab nächste Saison haben: „Wir
könnten alleine schon zwei Mannschaften stellen.“ Von den Bergvölkern des
Kaukasus oder den sibirischen Weiten ist das Phänomen der
überdurchschnittlichen Zahl von fitten 100-Jährigen bekannt. Kefir, unbekannte
Waldkräuter, soziale Einbettung und genetische Faktoren werden immer wieder hierfür
genannt. Aber weder liegt Mahlsdorf auf dreitausend Metern, noch ist Mahlsdorf ein
seit Jahrhunderten homogenes Siedlungsgebiet. Die gesehenen Wüstenrot-Gefangenenlager-Fassaden
bei unseren letzten Spielen dort waren eine deutliche Sprache.
Ach so: Der Titel
des Artikels ist: Spiel ohne Abseits/Der
Schlagerstar Frank Schöbel steht für einen neuen Trend im Fußball, Die aktiven
Kicker werden immer älter, die Gründung einer Liga Ü70 rückt in Berlin näher, von
Michael Jahn.
Hmm. Das war
natürlich interessant. Was die können, können wir schon lange! Ich beschloss,
die Seite auszureißen und sie Marco F. zu geben.
Dicki
/Weihnachten 2019