In der vergangenen Saison hatten
wir in unserem besten Spiel Hertha II mit 2:1 niedergekämpft und den Staffelsieg
vermasselt. Heute waren sie Tabellennachbar und wir hatten gehörigen Respekt.
Mir war im Tor sogar etwas mulmig: Okay, unsere Aufstellung auf dem Papier war
richtig gut, aber es war kalt, der Platz regennass, das Fluticht funzelig, Hertha
spielte auch in Gelb – mit grünen Netzhemdchen darüber, und mir tat die Hüfte
weh. Didi war nicht da und auch kein Heling und kein Hänisch.
Aber in der Kabine stand dank
Stephans Geburtstag eine Kiste Bier – und das schmeckt nach einem Sieg erfahrungsgemäß
viel besser. Außerdem winkte uns bei einem Sieg Tabellenplatz 2…
Wir begannen stark, dominierten
das Spiel, aber die Herthaner ackerten und versuchten, uns unter Druck zu
setzen. In der Anfangsphase konnte der Keeper von Hertha mehrfach seine Klasse
unter Beweis stellen, und ich durfte nur ein paar Bälle aus dem Gebüsch holen. Schön
wurde es erst in der fünften Minute, als ein älterer Herr vorbeikam und mich
freundlich grüßte. „Hallo Hecki, halt dich ran, sonst sind die Stammplätze
vergeben!“, grüßte ich zurück.
Aber dann die kalte Dusche: Eine
Flanke an die Strafraumgrenze, Klaus steht gut und will den Ball runternehmen,
leider springt ihm dieser etwas davon und beim Nachsetzen rutscht Klaus auf dem
nassen Boden aus. Der Herthaner kann sich bedanken und den Ball vorlegen, ich
kriege mein Bein noch an seinen scharfern Schuss aus knapp zehn Metern, kann
das 0:1 aber nicht verhindern. Fast gehalten ist für den Keeper immer besonders
blöd: “Hätte man nicht etwas schneller reagieren können, oder fünf Zentimeter
weiter links stehen sollen?“ Zu allem Überdruss bin ich nun klatschnass und
darf noch 50 Minuten lang frieren.
Hertha hat nun unendlich viel
Zeit, wird aber stärker, das Spiel ist ausgeglichen und mein Optimismus
schwindet weiter. Hertha spielt einen langen Ball in unseren Strafraum und
erstmals läuft ein Grünlichgelber allein auf mich zu. Aber ich bin vor ihm zur
Stelle und sehe Karsten vorn – wie immer bereit für ein Anspiel. Mein Befreiungssschlag
landet auch tatsächlich bei Mr. Ballkontrolle. Karsten lässt auf den ebenfalls
vorn wartenden Frank abprallen, der lässt einen Herthaner aussteigen und
spitzelt den Ball aus Nahdistanz gegen die Laufrichtung des Keepers. Von dessen
Hand trullert der Ball zum Ausgleich ins Tor. Einerseits unhaltbar – aber andererseits
weiß ich, dass der Hertha-Keeper sich ob dieses fast gehaltenen Balls nun genauso
grämt wie ich.
Hertha bekommt nun Angst.“ Wir
müssen den 42er pressen!“ – rufen sie. Aber Karsten lässt sich heute nicht
ausschalten. Und kurz nach dem Ausgleich setzt Uwe sich auf der linken Seite
durch, legt zu Karsten auf und der schießt überlegt zum 2:1 ein. „Jetzt seid
Ihr Tabellenzweiter“ ist der leicht säuerliche Kommentar eines Zuschauers vom
Aufstiegskonkurrenten Corso Vineta hinter meinem Tor.
Nach der Pause will Hertha noch
mal Druck machen – aber Nischi und Klaus und auch Grimmi und Henrik lassen
hinten einfach nichts zu. Auch Uwe, Karsten und Stephan arbeiten
aufopferungsvoll nach hinten mit und sogar Frank habe ich zweimal in
Strafraumhöhe gesehen. Unser drittes Tor bereitet wieder Uwe vor. Wie so oft
hat er sich auf Links durchgesetzt, diesmal legt er quer auf Frank, der kann
von der Strafraumgrenze schießen oder auf den rechts lauernden und den Ball
fordernden Stephan ablegen. Wenn er selber schießt, muss er treffen. Und das
tut er. Hertha will nicht aufgeben, will sich aufbäumen, ist aber geschlagen,
kann damit aber nicht wirklich gut umgehen. Uns stört das aber nicht und Nischi
startet über Rechts einen wirklich guten Angriff, legt dem am linken Pfosten
wartenden Stephan auf, der nur noch den Fuß hinhalten muss. Jetzt können wir es
ruhig angehen lassen. Einen gefährlichen Schuss darf ich noch abwehren, dann
sind wir Tabellenzweiter. Und das Bier schmeckt richtig
gut.
Die Herthabezwinger: Grimmi (hoch konzentriert und
sehr ballsicher), Nischi (Endstation der meisten Hertha-Angriffe), Klaus (hinten
eine Bank), Henrik (wer war nochmal dieser Schweinsteiger?), Uwe S. (bereitete
zwei Tor vor und zermürbte die Herthaner physisch und psychisch), Stephan
(machte das Spiel schön breit, das vierte Tor, und gab einen aus), Frank Mö.
(traf zweimal!), Karsten (drehte das Spiel und war MVP), Hecki (hielt die
Fahne, bewachte den Kasten und war zur Freude von uns allen gekommen) und
2 Kommentare:
Glückwunsch Jungs!
Spielbericht wieder mal 1 A! Aber Hans ist nicht nur ein guter Chronist, sondern auch als Torwart 1 A – nicht verstummende Gerüchte besagen, dass er vor Urzeiten in der Regionalliga Hallenhandballtorwart war, Trainingshose und Spielstil scheinen das ja zu bestätigen.
Schönes WE weiterhin!
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