31.5.16

Ein denkwürdiger Abend bei der Ü50/2



Es war ein denkwürdiger Abend, dieser 30. Mai 2016, oben im nördlichsten Norden von Berlin. Die Ü50/2 schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn komplett angetreten und aufgewärmt, Schiri und Gegner im Prinzip auch. Was nicht passte, waren die sorgenvollen Blicke gen Himmel ob der sich immer eindrucksvoller aufbauenden Wolkengebilde. Der Interimscoach immer nervöser werdend am Handy - 40% Regenwahrscheinlichkeit, obwohl Blitze im Minutentakt und die Grenze der selten besser auszumachenden Gewitterfront schon gefährlich nahe. Keine Frage, die Zugbahn würde direkt über den Sportplatz gehen - aber nach dem nächsten Update immer noch nur 40%. Der Interimscoach begreift die Welt nicht mehr und schon wird gewitzelt, vielleicht würde ja gleich ein Wind von der Seite einsetzen und das sich zusammenbrauende Unheil einfach in eine andere Richtung lenken. 40% - in Worten vierzig Prozent… Ups. Der Interimscoach schüttelt den Kopf und meint: “Ich hab ja gar kein Internet hier.“


Es war ein denkwürdiger Abend in Frohnau. Schon vor Spielbeginn wurden wir vom Gegner angesprochen, ob wir eigentlich lieber nach Treptow oder nach Frohnau führen. Komische Frage eigentlich, doch als sich die Front genau über unseren Köpfen befand, hob plötzlich ein Wind an und trieb das Gewitter zurück Richtung Stadtmitte, wo es sich dann nach Herzenslust austoben konnte. Nein, hakenschlagende Gewitter gibt es nicht und die Frohnauer waren auch nicht mit irgendwelchen höheren Mächten im Bunde - das wäre auch zu viel des Guten im Abstiegskampf.
Um ähnliche Verhältnisse wie beim Länderspiel am Vortag zu vermeiden, wurde der Spielbeginn einfach um fünf Minuten vorgezogen und uns blieb es so erspart, die mitgebrachte Kiste Bier schon während des Wartens auf den Anpfiff zu leeren. Vielleicht wäre das mit dem Zielwasser aber gar keine so schlechte Idee gewesen, und außerdem ahnten wir ja auch noch nichts von Lutz' erstem Eintrag in die Torschützenliste - auf der Seite des Gegners... Eigene Mitspieler zu verspotten ist nun aber so überhaupt nicht unsere Art und die Hintergründe der anschließenden Späße über die Frage versprochener oder zu zahlender Kisten Bier bleiben dann doch besser Geheimnis der Beteiligten.


Es war in der Tat ein denkwürdiger Abend. Thiago Alcantara brauchte nach seinem Innenbandanriß 2014 exakt 233 Tage, Holger Badstuber bei seinem Kreuzbandriss 2012 sogar 532 Tage bis zu seiner Rückkehr ins Team (Angaben nach transfermarkt.de). Beim unversehens aus dem Nichts zum Kapitän (für ein Spiel) beförderten Unterzeichner dieser Zeilen ergab sich nach eingehender Recherche die stolze Zahl von 750 Tagen seit dem letzten Punktspieleinsatz. Schwer zu sagen, welche Seelenpein Thiago oder Badstuber widerfahren sein mag - man sagt ja immer, der Kopf sei das größte Problem bei der Reha. Für die beiden Bayern-Spieler aber scheint immer außer Frage gestanden zu haben, dass sie zurück auf den Platz kommen werden. Das war in meinem Fall keineswegs so klar. Aus anderen Gründen in einem eher schwierigen Verhältnis zum BSC stehend, wechselte die Gefühlslage zwischen der Erinnerung an den 3:0-Auswärtssieg am 10. Mai 2014 in Buchholz als sich mir kurz vor Schluss nach einem Konter die Chance zu einem (bis dato) letzten Tor bot und der schon aberwitzigen Idee, während der monatelangen Physio und später dann auch bei vielen Trainingseinheiten im Sportstudio, wenigstens wieder so beschwerdefrei und fit zu werden, dass es ja vielleicht zu einem Abschiedsspiel reichen könnte. Nimmt es da Wunder, dass das Saisonziel der Zweiten: einstelliger Tabellenplatz eher ein müdes Lächeln hervorruft. Ja sicher, es gilt immer, sich Ziele zu setzen - aber besser nicht dabei vergessen, was es bedeutet dass man es kann.

Okay, genug zur Frage wozu Fußball eigentlich gut ist. Das Spiel ging 2:2 aus, aber es ergab sich keine einhellige Meinung, ob es nun eher ein besseres oder ein schlechteres gewesen sei. Tatsache ist, dass Frohnau bis fünf Minuten vor Schluß geführt hat und der Ausgleich nach einer guten Kombination über rechts (Manni!) von Uwe K. erzielt wurde. Das Unentschieden war nach Chancen zweifelsohne gerecht, auch wenn es sich für den Gegner gewiß wie eine Niederlage angefühlt hat.
Mehr kann ich nicht sagen, zu mehr reicht mein Fußballverstand noch nicht (wieder). Da sind nur einzelne Szenen in meiner Erinnerung: ein sehr gute Parade von Pete, eine Superchance von Manni als er die Spannung beim Abschluss aber nicht halten konnte, viele Ungenauigkeiten und Ballverluste beim letzten oder vorletzten Pass, ein meist riesengroßes Loch im Zentrum, kurze Phasen heillosen Durcheinanders im eigenen Strafraum, eine super super Rettungstat ganz kurz vor Schluss (wieder von Uwe) und ein beinahe perfekter Standard von Manni und Andi Ehm mit klasse Kopfball von Letzterem.

Wie gesagt: zu zusammenhängenderen Beobachtungen reicht es noch nicht. So oder so ähnlich mögen sich ‘meine Jungs’ ganz am Anfang in der F-Jugend gefühlt haben - staunend und überwältigt vom Erlebnis des ersten Punktspiels, von den vielen Menschen die dabei zusehen und anfeuern, die eigene oder die gegnerische Mannschaft und alle tragen die gleichen Trikots mit dem jeweiligen Vereinswappen darauf und dann noch der Schiedsrichter, der so streng guckt und überhaupt keinen Spaß versteht...
Ja, es war ein denkwürdiger Abend. Was für eine Inszenierung - wie beim allerersten Mal. Aber über den Gag mit dem Gewitter kann ich nur lachen...

DEDICATED TO NR. 7

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