8.11.07

Freiherr von der Goltz und der Müllcontainer

Ich berichte mal chronologisch rückwärts:

Im BSC-Casino ließen wir uns von Carsten und seiner crew mit Kakao/Schlagsahne, Früchtetee, Spekulatius und einer vom Wirt gespendeten Extraportion Dominosteinen (handgefertigt, aus Frankreich importiert) trösten. Im TV lief nach dem peinlichen 2:2 des FC Bayern gegen die Bolton Wanderers Popstars – die Entscheidung bei den Tänzern. Tänzer Mehdi (17) wollte nicht mehr mitmachen, sondern lieber Abi machen und studieren, was zusätzlich depressive Stimmung verbreitete.

In Spandau wollten wir keinesfalls das Risiko herunterziehender Milieustudien eingehen, daher der Entschluss, zum Hubi zu fahren.

Nach Spielende in der Kabine waren schnell die Schuldigen ausgemacht: In erster Linie Peter S., Lür W. und Andi H., da nicht anwesend. In zweiter Linie Torwart Claus, der in der ersten Halbzeit dreimal großartig gehalten hatte, Mitte der zweiten Halbzeit jedoch eine langgezogene Flanke unterschätzte, die sich noch auf das Lattenkreuz senkte. Den Abpraller verwandelte ein Teutone leicht. Das 0:2 aus unserer Sicht fiel nach einer Ecke, als Axel zu spät einen nachrückenden Verteidiger bemerkte, der allerdings mit Glücksschuss aus 22 m einhämmerte.

Mehr gibt es kaum zu berichten. Die Abwehr stand ansonsten gut. Im Mittelfeld merkte man Arne, Axel und Hans an, dass sie noch nicht ganz fitt sind, und die Winterpause herbeisehnen. Im Sturm war Andi Au. auf sich allein gestellt, konnte zudem mit Leistenproblemen nur wenig laufen.

Teutonia war keine Übermannschaft, jedoch auf allen Positionen (bis auf den Torwart, den konnten wir mangels Beschäftigung nicht einschätzen) gleichmäßig gut besetzt und läuferisch stark, zudem gegenüber früheren Begegnungen ein angenehmer Gegner, auch der smalltalk vor und nach dem Spiel lief in durchaus zivilisiertem Rahmen.

Bei unserer Ankunft in der Goltzstraße (Name seit 1900, benannt nach Colmar Freiherr von der Goltz (1843 – 1916); General; 1867-83 im preußischen Generalstab, 1883-96 zur türkischen Armee abkommandiert und reorganisierte das türkische Heerwesen; 1896 wurde er türkischer Feldmarschall (Pascha). Von 1898 bis 1902 war er in Preußen Chef des Ingenieur- und Pionierkorps, wozu auch das Spandauer Pionier-Bataillon gehörte. 1911 gründete Goltz den Bund Jung-Deutschland als Dachorganisation rechtsgerichteter Jugendverbände. Im Ersten Weltkrieg führte er 1915/16 als Befehlshaber die I. Türkische Armee und errang mit ihr den Sieg über die Engländer bei Kut-el-Amara. 1916 verstarb er in Bagdad, das bis 1917 zur Türkei gehörte.) brannte im Häuserblock neben dem Sportplatz ein Müllcontainer – wie es in Banlieues (französischer Ausdruck für Vororte, in denen sowohl der Anteil der Sozialwohnungen in Plattenbauweise als auch der Anteil der Immigranten vergleichsweise hoch ist. Diese Gebiete sind meist auch soziale Brennpunkte mit Problemen wie Arbeitslosigkeit und Drogenkonsum) häufiger vorkommt. Doch die Spandauer Feuerwehr löschte ihn unaufgeregt und schnell.

Um 16 Uhr sagte Lür seine Spielteilnahme wegen einer wichtigen Sitzung ab. Einen Ersatzspieler konnten wir da nicht mehr organisieren.

1 Kommentar:

Dicki hat gesagt…

Es war trotzdem ein ganz gutes Spiel von uns. Lediglich der Zug nach vorne fehlte. Vorrangig wegen des Fehlens von Peter und Luer.
Die überragende Technik von Andi Au. konnte vor dem Tor nur einmal zur Geltung kommen - weil wir insgesamt zu wenig vor das tor der Teutonen kamen. Lag an der Verteidigung, die eine ihrer besten Vorstellungen gab, aber nichts entscheidendes nach vorne brachte. Aber auch am läuferisch zu limitierten Andi. Wo viel Licht ist...
Vielleicht lag es aber auch am Spielort: von der Goltz war zwar Modernisierer des Militärwesens, Spezialgebiet Festungsbau, Pionierwesen, aber eben kein Spezialist für Angriffsbewegungen.