2.4.16

Ü50-1: Schwalben in Friedrichshagen


Kognitive Dissonanz nennt man die unangenehme Empfindung, die ein Mensch hat und loswerden möchte, nachdem eigenes Fehlverhalten offensichtlich geworden ist. Zur Auflösung kann man um Entschuldigung bitten und/oder das eigene Verhalten ändern. Oder man kann die Wahrnehmung des Fehlverhaltens ändern, was für manche Leute einfacher scheint. Ein Musterbeispiel ist Robben. Nachdem er kürzlich per Schwalbe wieder einen Strafstoß erschwindelt hatte, erklärt er im Interview, nachdem  bei der zehnten Zeitlupe eine Berührung durch den Gegenspieler nicht mehr ausgeschlossen werden konnte, dass jeder Fußballer erkennen musste, dass der Schiedsrichter vollkommen korrekt entschieden habe, da der Gegenspieler ihn im Strafraum berührt habe. Robben, der Kämpfer für das Recht. Durch seinen Fall hat er den Schiedsrichter vor einer Fehlentscheidung bewahrt. So kann man es auch sehen, wenn man verdrängt, dass Berührungen im Fußball nicht verboten sind und dass er bereits vor der möglichen Berührung abgehoben hatte.

So einen Robben hatten auch die Friedrichshagener in ihren Reihen. Unfair im Zweikampf, gegen mich im Tor voll durchgezogen, nachdem der Ball weg war und zwei Strafstöße erschwindelt. Den ersten nach zehn Minuten: Mit Daro im Sprintduell um einen Steilpass, kurz vor der Torauslinie kommt Daro zuerst an den Ball, und Arjen aus Friedrichshagen lässt sich über Daros Bein fallen. Der nicht wirklich gute Schiedsrichter gibt Strafstoß. Wenn er nicht gesehen hat, dass Daro den Ball gespielt hat, dann könnte er tatsächlich ein Foul gesehen haben – aber andererseits macht ein Foul im Sprintduell an der Torauslinie auch keinen Sinn. Arjen steht nicht grinsend auf und lässt sich abklatschen, sondern er bleibt lange liegen, markiert eine Kopfverletzung und lässt sich dann vom Platz führen. Dann muss es ja ein schweres Foul gewesen sein, und er hatte keine Gelegenheit die Schiedsrichterentscheidung zu korrigieren.

Der Schütze aus Friedrichshagen macht nicht den sichersten Eindruck. Nimmt einen sehr langen Anlauf. Ich erwarte einen vielleicht harten, aber keinesfalls platzierten Schuss. Nicht zu früh bewegen und nicht die Mitte aufmachen. Im Sinne der Dissonanzreduktion werten wir den Schuss in den Nachthimmel als faire Geste.

Kurz danach Slapstick von Arjen. Im Zweikampf mit Schreibi will er sich erneut fallen lassen, als er erkennt, dass sowohl der Strafraum als auch Schreibi zu weit weg sind, richtet er sich weder auf, hopst Richtung Schreibi, um sich dann fallen zu lassen. Schreibi ist mit dem Ball aber schon weiter und Arjen hopst Schreibi hinterher …. peinlich.

Unsere Abwehr spielt heute auf höchstem Niveau, Friedrichshagen kommt aus dem Spiel nur zu zwei Torschüssen. Einen blockt Daro ab, der andere geht knapp daneben. Was sonst noch in den Strafraum kommt, lässt sich nicht wirklich verwerten. Im Spielaufbau sind wir zunächst leicht überlegen, aber die Pässe in die Spitze gelingen in der ersten Halbzeit noch nicht.

In der zweiten Halbzeit wollen wir etwas kontrollierter nach vorn spielen, weniger hohe Bälle hinter die Abwehr, gibt Dr. Kohler vor.

Und das führt auch schnell zum Erfolg. Wir setzen uns links an der Torauslinie durch, legen zurück auf Stephan, der von der Strafraumgrenze den Ball unerreichbar ins kurze Eck zirkelt. Nicht unerwähnt bleiben soll Uwes Beitrag zu unserer Führung: Dem Torwart die Sicht versperrt und den Torschuss durchgelassen!

Doch den nächsten Auftritt hat wieder Arjen: An der Strafraumgrenze lässt er sich wieder fallen, alle viere von sich gestreckt. Daro stand wieder am nächsten und der Schiri gibt erneut Strafstoß. Diesmal tritt ein anderes Kaliber an. Kaltblütig knallt er den Ball zum Ausgleich ins Eck. Und wie beseitigt Arjen sein Dissonanzproblem? „Ich habe gar nicht gesehen, dass ich im Strafraum war“ lautet seine Rechtfertigung.

Unser Angriffsspiel läuft aber tatsächlich kontrollierter, Didi bekommt den Ball an der Strafraumgrenze, und versenkt ähnlich wie Stephan ins kurze Eck zum 2:1.

Beim 3:1 läuft Didi mit dem Ball in die gegnerische Hälfte. Rechtsfuß Stephan stürmt auf der linken Seite nach vorn, Linksfuß Uwe auf der rechten, Didi entscheidet sich gegen Uwe und spielt ihm den Ball in den Lauf. Der löst das Problem, indem er sich den Ball mit dem Standbein etwas nach links vorlegt, um dann mit der linken Piecke zu verwandeln. Hut ab!

Beim abschließenden 4:1 unterstreichen Karsten und der keine Laufwege scheuende Klaus ihre guten Offensivakzente: Klaus erläuft sich einen Ball an der rechten Eckfahne, kann den Ball behaupten und auf Karsten ablegen, nach Doppelpass mit Uwe geht Karsten bis zur Grundlinie vor, ein Verteidiger prallt in hohem Bogen von ihm ab und Karsten schiebt zu Uwe, der sich aus fünf Metern die Ecke aussuchen kann.

Nach dem Schlusspfiff gibt Arjen jedem von uns die Hand und guckt dabei unschuldig.

Wir plündern Stephans Kofferraum und feiern den aufgrund einer starken Leistung aller Spieler verdienten Wiedereinzug in die obere Tabellenhälfte

Daro, Klaus, Schreibi, Esti, Sempi, Didi, Karsten, Stephan, Uwe, Andi Hä. und

Hans Sch.

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